Der weis genau was er getan hat
Ein Hundehalter kommt nach Hause und sein Vierbeiner kommt ihm mit gesenktem Blick entgegen. Schon vorher hat der Halter die Lage erkannt. Wieder mal hat der Fiffi auf dem Sofa gelegen und schon wieder eines der Kissen angenagt. Ganz klar, der Hund hat jetzt ein schlechtes Gewissen und darum einen schuldigen Blick. Aber hat er das wirklich?
Nein. Verhaltensforscher haben schon länger herausgefunden dass dem nicht so ist. Aber warum?
Zum einen neigen Menschen sehr dazu in andere Lebewesen Verhaltensweisen hinein zu interpretieren. Sie wünschen sich nicht nur bei Hunden menschliche Verhaltensweisen zu finden. Dafür gibt es sogar einen Fachbegriff: Anthropomorphismus.
Den schuldigen Hundeblick als Folge schlechten Verhaltens gibt es nicht. Vielmehr sind Schwanzwedler den ganzen Tag damit beschäftigt den Menschen auszuwerten. Dabei interpretieren sie Mimik, Gestik, Körpersprache, Körpergeruch und Tonfall (nicht aber die Sprache). Darin sind sie auch sehr gut denn im Gegensatz zu anderen Hunden sind Menschen leicht zu deuten, da sie im Vergleich deutlich mehr und stärkere Signale von sich geben. Oftmals ohne es zu wollen. So genügt oft schon ein kurzer Blick des Besitzers um dem Tier zu sagen, dass Ärger auf es zukommt. Darauf reagieren Sie entsprechend Ihres erlernten Sozialverhaltens. Ducken, Abwenden des Blickes, Rute einklemmen oder auf den Rücken werfen gehören dazu. Oft auch abhängig von dem Ärger den der Mensch ausstrahlt.
Die meisten Hunde zeigen ein Fehlverhalten dauerhaft. Das heißt, wenn der Halter nach Hause kommt erwartet er schon, dass Fiffi schon wieder etwas angestellt hat. Menschen müssen solche Gedanken nicht mal zu Ende denken, da ändern sich schon Mimik und Körpergeruch. Nun kommt der Mensch zur Tür herein und innerhalb weniger Sekundenbruchteile hat Fiffi den Unmut des Besitzers erfasst und reagiert entsprechend.
Hinzu kommt, dass der Halter ja grundsätzlich versucht einen "Gesichtsausdruck" beim Hund zu finden. Wenn man einem Menschen einmal ein Bild mit Tiermimik zeigt und dazu sagt, dass der Hund gerade etwas angestellt hat, dann finden sie in der Mimik Schuld. Zeigt man Ihnen den gleichen Ausdruck mit einer guten Nachricht, dann finden Sie in dem Ausdruck etwas Frohes.
Vierbeiner kennen zwar keinen schuldigen Blick im oben genannten Sinne. Schuld und Reue kennen Sie aber sehr wohl. Dies aber nur genau dann wenn es passiert und nicht im Nachhinein. Angenommen ein Hund geht zu grob beim Spielen mit einem anderen Hund vor, dann wird er (richtige Sozialisierung vorausgesetzt) in diesem Moment seine Schuld zeigen und reuig dem anderen Tier die Lefzen lecken. Nicht aber 5 Minuten später.
Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass nachträgliches Ausschimpfen keinerlei Sinn hat. Der Hund hat keine Ahnung warum er gestraft wird und lernt daraus nichts für die Zukunft, außer, dass sein Mensch nicht souverän mit ihm umgeht.
Hingegen können Hunde aber sehr wohl lernen, dass Sie etwas nicht dürfen. Jedoch nur wenn Sie auf frischer Tat ertappt werden. Also dann zum Beispiel wenn er das Kissen noch in der Schnauze hat. Einige Hunde sind nun intelligent genug, das Fehlverhalten nur dann zu zeigen wenn der Halter nicht in der Nähe ist. Doch auch in dieser Situation zeigt der Hund keine Schuld an.
Lösung Bilderrätsel: Alles "Nein"
© Text und Bilder: Alexander M. Ewald www.learning-dogs.de 2004 - 2018
Ist diese Mimik Agressiv?
Ist dieser Hund ängstlich?
Drückt dieses Gesicht Schuld aus?
Schuldig?
Ist dieser Hund traurig?